Interview rund ums Basler Klybeck-Areal

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Bild: klybeckplus
  • Jürgen Friedrichs, Sie sind Gesamtprojektleiter von Swiss Life für die Entwicklung Ihres Arealteils im Klybeck. Können Sie das Areal und das Projekt in wenigen Worten beschreiben?

    Das Klybeck-Areal ist ein 30 Hektaren grosses, weitgehend brachliegendes, ehemaliges Industriegebiet mitten in Basel. Für dieses Areal beginnt nun ein neues Kapitel: Im Klybeck-Areal soll künftig in städtischem Ambiente gelebt, gewohnt und gearbeitet werden. Durch die Transformation verbinden sich bisher abgetrennte Stadtteile, es entsteht zusätzlicher Wohn-, Arbeits- und Lebensraum, neue Grünflächen und Freiräume werden erschlossen. Und mit der Entwicklung werden auch Belastungen aus 100 Jahren Chemieproduktion beseitigt. Swiss Life ist Eigentümerin eines Arealteils und gestaltet die Entwicklung dieses neuen Stadtteils mit, der lebendig, attraktiv und vielfältig werden und den Menschen Freude bereiten soll. Wohnungen, Gewerbe oder Büros sollen ein belebtes Umfeld schaffen und für eine spannende Durchmischung sorgen. Bis zu 8500 Menschen sollen hier wohnen und bis zu 7500 Arbeitsplätze entstehen können. Das Gesamtareal wird von den drei Planungspartnerinnen und  -partnern Swiss Life, Rhystadt AG und dem Kanton Basel-Stadt entwickelt. Swiss Life hat im letzten Jahr für ihren Arealteil den Zertifizierungsprozess für das SNBS-Areal gestartet und im Mai 2024 das Vorzertifikat erhalten.
  • Aus welchen Gründen hat sich Swiss Life für die Zertifizierung nach SNBS-Areal entschieden? Antwort von Jürgen Friedrichs

    Mit der Zertifizierung unterstreicht Swiss Life einerseits die ambitionierten Ziele im Bereich der Nachhaltigkeit für ihren Arealteil. Andererseits dient sie als Leitfaden und Qualitätssicherung für alle Projektbeteiligten. Der Standard SNBS-Areal lässt sich bereits in der Entwicklung anwenden: Durch regelmässige Überprüfung anhand klarer und konkreter Kriterien können wir rechtzeitig Handlungsbedarf identifizieren und notwendige Korrekturen vornehmen. Nur so können wir sicherstellen, dass die Entwicklung den Nachhaltigkeitsanforderungen entspricht. Unser integriertes Energie- und Versorgungskonzept, das in Sachen Klimaschutz und Innovation ein Leuchtturmprojekt wird, bildet eine wichtige Grundlage für die SNBS-Areal-Zertifizierung.

 

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Jürgen Friedrichs, Gesamtprojektleiter Klybeck, Swiss Life Asset Management AG
  • Catherine Phan-huy, was für Vorteile sehen Sie als Beraterin im Label SNBS-Areal?

    Der grösste Vorteil des Labels SNBS-Areal liegt darin, dass es bereits in frühen Projektphasen angewendet werden kann und somit eine nachhaltige Strategie von Anfang an unterstützt. Ein weiterer Mehrwert des Standards ist die ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeit. Der Standard umfasst die Dimensionen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt und hilft sowohl Synergien als auch mögliche Zielkonflikte zwischen diesen Aspekten aufzuzeigen. Als Beraterin sehe ich meine Aufgabe darin, im Projekt diese Synergien und Zielkonflikte zu identifizieren und gemeinsam mit den verschiedenen Stakeholdern Lösungen zu entwickeln. Der SNBS bietet dafür eine ideale Grundlage: Das SNBS-Areal bietet klare Orientierung und schafft hohe Planungs- und Handlungssicherheit in allen Phasen – von der Vorzertifizierung bis zum definitiven Zertifikat.
  • Was sind Ihrer Meinungen nach die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung? Antwort von Catherine Phan-huy

    Das Klybeck-Areal ist ein komplexes System, in dem viele unterschiedliche Ansprüche, Erfahrungen und Ziele zusammenkommen. Eine der grössten Herausforderungen zu Beginn des Zertifizierungsprozesses war es, mit allen Beteiligten eine gemeinsame Sprache zu finden und gleichzeitig eine geeignete Ebene für die Zertifizierung festzulegen. Aufgrund des langen Zeithorizonts und der Abhängigkeiten von der übergeordneten Planung des Gesamtareals konnten wir keine Zertifizierung nach einem starren Schema vornehmen. Dabei wurde deutlich, dass Theorie und Praxis oft nicht so leicht miteinander vereinbar sind. Wir sprechen hier von einer Arealentwicklung, die der Entwicklung eines ganzen Stadtteils nahekommt, wofür der Kriterienkatalog ursprünglich nicht ausgelegt war – und dennoch hat es funktioniert. Dies zeigt eine weitere Stärke des Standards und der Zertifizierung: Er ist anpassungsfähig und kann auf sich verändernde Ansprüche reagieren.
  • Auf welche Meilensteine sind Sie besonders stolz? Antwort von Catherine Phan-huy 

    Die Vorzertifizierung ist bisher sicherlich der grösste Meilenstein. Wie bereits erwähnt, war es eine Herausforderung, für dieses Riesenprojekt die richtige Ebene in der Nachweisführung zu finden, insbesondere da bis zur Festlegung des Bebauungsplans (voraussichtlich 2026) noch nicht alle Rahmenbedingungen klar sind. Durch den regelmässigen und konstruktiven Austausch zwischen Zertifizierungsstelle, Prüfstelle, Bauherrschaft und uns als Beratende konnten wir für das Teilareal Swiss Life von klybeckplus eine passende Lösung für den Zertifizierungsprozess entwickeln. Das Vorzertifikat setzt ein starkes Zeichen für die zukünftige Entwicklung und ist dennoch nur der Anfang. In den kommenden Jahren wird die erarbeitete Strategie verfeinert, konkretisiert und mit innovativen Lösungsansätzen ergänzt. Die Entwicklung zu verfolgen oder sogar aktiv daran mitzuarbeiten, darauf freue ich mich schon jetzt.
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Catherine Phan-huy, Senior Consultant, Durable Planung und Beratung GmbH